Warum sind 181 000 Euro Durchschnitts-Gehalt nicht genug?: Wut auf Streik-Piloten

Von: Von CHRISTIN MARTENS, STEPHAN HASELBERGER und RALF SCHULER

Berlin – Es ist der größte Streik in der Geschichte der Lufthansa!​

Punkt null Uhr, hat der Großteil der 5 400 Lufthansa-Piloten die Arbeit nieder gelegt. Bis Freitag 23.59 Uhr fallen 3 800 Flüge aus – knapp eine halbe Million Passagiere bleiben am Boden!​

Brachialblockade im deutschen Luftverkehr – so will die Pilotengewerkschaft Cockpit im Tarifstreit mit der Lufthansa üppige Lohnerhöhungen und Ruhestandsgelder durchsetzen.​

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Dabei zählen die Lufthansa-Piloten schon jetzt zu Deutschlands Spitzenverdienern:​

►Ihr Durchschnittsverdienst liegt bei 181 000 Euro pro Jahr (inkl. Zulagen z.B. für Schichtdienst)​.

►Berufsanfänger starten nach knapp dreijähriger Ausbildung mit rund 73 000 Euro Einstiegsgehalt pro Jahr.​

►Durch tariflich bereits vereinbarte Gehaltsstufen steigen die Bezüge nach Angaben von Lufthansa durchschnittlich um 3 % pro Jahr. Ein 55jähriger Jumbo-Kapitän kommt so auf 255 000 Euro/Jahr (inkl. Zulagen).​

DOCH DAS GENÜGT DEN PILOTEN NICHT!​

Cockpit fordert auf die üppigen Gehälter einen Aufschlag von zehn Prozent! Vor allem aber will die Gewerkschaft Versorgungs-Einschnitte beim Übergang zur Rente verhindern.​

Hintergrund: Bisher zahlt die Lufthansa Flug-Kapitänen eine Konzern-Frührente. Wer ab 55 Jahren geht, erhält bis zum Erreichen des gesetzlichen Rentenalters bis zu 60 % des letzten Bruttolohnes. Teure Angelegenheit! Deshalb soll u.a. die Altersgrenze bei vorzeitigem Ausscheiden auf 60 Jahre erhöht werden.​

Die Gewerkschaft verurteilt die Pläne als Anschlag auf die Flugsicherheit: „Wer möchte mit Piloten fliegen, die sich nicht mehr fit fühlen, aber aus finanziellen Gründen weiterfliegen müssen“, fragt Sprecher Jörg Handwerg (45).​

In Politik und Wirtschaft stößt der Brachial-Streik auf heftige Kritik:​

►Außenhandels-Präsident Anton Börner (59): „Es ist unerträglich, dass Spitzenverdiener mit Einkommen jenseits von 200 000 Euro ihre Frühverrentung sichern wollen, Passagiere und Wirtschaft in Geiselhaft nehmen.“

Verkehrsminister Dobrindt (43, CSU): „Tarifautonomie und Streikrecht sind ein hohes Gut... Jeder Tag mit Streik schränkt die Mobilität hunderttausender Menschen ein. D.h. eine schnelle Lösung des Konflikts​ wäre geboten und ist auch im Interesse der Tarifparteien.“

►Unionsfraktions-Vize Michael Fuchs (65, CDU): „Der Streik ist absolut unverantwortlich. Bei Leuten, die in einigen Fällen so viel verdienen wie die Kanzlerin, habe ich dafür wenig Verständnis!“

►Klaus Barthel (58), Chef des SPD-Arbeitnehmerflügels: „Es kann nicht sein, dass Mini-Gewerkschaften die Interessen weniger auf Kosten vieler vertreten.“

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